2003 / 01 - Baumschutz bei Bauarbeiten

Problemstellung
Auf der Baustelle wird in einer in der Regel robusten Art und Weise mit Baumaterialien und
-maschinen gearbeitet, um termingerecht einen bestimmten Bauabschluss zu erreichen. Bäume behindern oft eine effiziente und optimale Organisation der Baustelle. Durch Baumschutzsatzungen oder dadurch, daß der Bauherr besonderen Wert auf die optische oder kleinklimatische Wirkung eines Baumes legt, wird der Erhaltung eines Baumes auch bei umfangreichen Baumaßnahmen eine immer größere Bedeutung beigemessen. Die Verhinderung von Baumschäden durch Baumschutzmaßnahmen wird daher immer wichtiger. Nachfolgend genannte Schäden können bei fehlendem Baumschutz entstehen, und es werden Ausführungen dazu gemacht, wie man diese verhindern oder die Auswirkungen mindern kann.


Freilegung oder Verletzungen am Wurzelkörper
Je nach Standzeit des Baumes hat sich dessen Wurzelkörper mehr oder weniger gut im unterhalb der Baumscheibe liegenden Erdreich verankert. Werden durch Baumaßnahmen Wurzeln freigelegt, so muß durch sofortige Abdeckung mit feuchten Tüchern oder Matten dafür gesorgt werden, daß die Wurzeln nicht austrocknen. Auch eine provisorische Abdeckung mit Bodenmasse ist sinnvoll, bis nach Beendigung der Baumaßnahmen der Mutterboden wieder beigefüllt wird. Wurzelverletzungen durch Bruch oder Quetschungen müssen möglichst vermieden werden. Ist es trotzdem geschehen, so sollte das verletzte oder gequetschte Gewebe mit einem glatten Schnitt entfernt werden. Während bei Schnittstellen an Ästen die Anwendung eines Wundverschlußmittels als problematisch anzusehen ist, so ist dies bei Wurzelschnitten jedoch zu empfehlen, solange es sofort angewandt wird und einen pilztötenden Wirkstoff enthält. Wenn durch starke Wurzelverletzungen das physiologische Gleichgewicht zwischen dem verdunstenden oberirdischen Teil und dem Wasser und Nährstoffe nachliefernden Wurzelkörper nachhaltig gestört ist, so kann es angebracht sein, auch wenn der Baum in vollem Laub steht, durch einen korrigierenden und artgerecht durchgeführten Schnitt mit der Reduktion des Kronenvolumens ein neues Gleichgewicht zwischen Wurzelkörper und Krone herzustellen, um auf diesem Wege ein Vertrocknen des Baumes zu verhindern.

Verletzungen an Stamm und Krone
Stammverletzungen können die Zukunft des Baumes gefährden. Nur vitale Jungbäume vermögen kleinere Schäden zu überwachsen und zu schließen. Andernfalls sind offene Verletzungen eine Eintrittspforte für Pilzinfektionen und oft der Anfang vom Ende eines Baumes. Darum ist das Anlegen eines etwa 2 m hohen Stammschutzes aus Dickholzbrettern anzuraten, die mit Draht verbunden um den Stamm gelegt werden.

Die Baustelle sollte so eingerichtet werden, daß sich kein Baum im Schwenkradius eines Krans befindet, der Kronenverletzungen verursachen könnte. Werden ein oder mehrere Äste abgebrochen, so sollte der etwa entstehende Zapfen bis zur nächsten Astverzweigung zurückgenommen werden, um die Überwallung zu fördern und die Entstehung von Totholz zu vermeiden. Ist der Verlust von Astpartien so stark, daß die Baumstatik durch einseitige Astverteilungen gefährdet wird, so kann es notwendig werden, zur Erhaltung des natürlichen Habitus der betreffenden Baumart einen Schnitteingriff vorzunehmen. Bei Schnittmaßnahmen im Kronenbereich ist das ganzflächige Verstreichen der Schnittflächen mit Wundverschlußmitteln nicht sinnvoll. Allenfalls kann die zwischen Rinde und Holzteil angeordnete Wachstumsschicht vor dem Austrocknen geschützt werden.

Bodenverdichtung
Baumschäden auf Baustellen durch Bodenverdichtung sind weit verbreitet und wirken sich oft erst mittel- und langfristig aus. Pflanzenwurzeln benötigen zur Regelung des Gasaustausches ein bestimmtes Porenvolumen des Bodens. Geht dies durch das Befahren mit Baufahrzeugen oder Ablagerung von schwerem Baumaterial verloren, so kommt es zu Wurzelfäulnis, die man an einer Braunfärbung der feinen Saugwurzeln erkennt. Vor Schäden dieser Art kann man sich entweder durch in ein Kiesbett verlegte Metallplatten oder in der Form eines kreisrunden Schutzsaumes schützen, der etwa 2 m hoch sein und einen 1,50 m größeren Radius als den der Kronentraufe aufweisen sollte.

Bodenauffüllung im Wurzelbereich
Bei Beendigung der Baumaßnahmen wird die ursprünglich entfernte Bodenmasse wieder beigefüllt. Die aufgefüllte Erde sollte in Korngrößenzusammensetzung und dem Gehalt an organischer Substanz ähnlich dem übrigen durchwurzelten Erdreich sein, um keinen Schock im Wurzelwachstum zu bewirken. Organische Masse darf nicht tiefer als 30-40 cm eingebracht werden, da andernfalls wegen mangelhafter Belüftung Fäulnis entsteht. Das Beifüllen des Bodens erfordert ein gewisses Maß an pflanzenbaulichem Einfühlungsvermögen. Der Boden sollte leicht angetreten werden. Übermäßige Bodenverdichtung ist jedoch zu vermeiden. Bei der Bodenauffüllung ist die ursprüngliche Pflanztiefe des Baumes anzustreben. Ein Bodenabtrag mindert die Standfestigkeit, und freigelegte Wurzeln werden geschädigt. Aber auch eine zusätzliche Bodenaufschüttung schadet dem Baum, weil damit die Belüftung des Wurzelkörpers vermindert wird und die im Kapitel Bodenverdichtung geschilderten Schäden entstehen. Die Zusatzbewässerung von durch Baumaßnahmen geschädigten Bäumen kann sinnvoll sein. Diese sollte in weiteren Zeitabständen und dann durchdringend erfolgen. Allzu häufiges Wässern kann zu Staunässe und damit zu Wurzelfäulnis führen. Wenn Bäume nach Baumaßnahmen trotz feuchten Bodens während der Vegetationsperiode noch Trockenheitssymptome zeigen, so ist ein leichtes Besprühen der Bäume zur Minderung des Verdunstungsdefizits bei der Wasserversorgung angebracht.

Schluss
Die Erhaltung wertvoller Baumsubstanz erfordert ein gewisses Maß an wechselseitigem Verständnis zwischen Bauwirtschaft und Baumpflege. Dadurch werden jedoch der gestalterische Eindruck unserer Städte und Siedlungen und deren kleinklimatische Bedingungen gefördert.

GrBl2003_01.pdf

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