Ein Garten muss wachsen und sich entwickeln!

Zum Garten gehört eine stetige Veränderung, ein „Endzustand“ ist nie erreicht – das weiß jeder erfahrene Gartenliebhaber. Doch gerade „Gartenneulinge“ haben oft die Vorstellung, sich zum neuen Haus auch den „fertigen“ Garten liefern zu lassen. Man merkt dies an dem Trend, relativ große Bäume in den Garten pflanzen zu lassen. So liefert der Gärtner den Rollrasen und pflanzt die bereits 5m hohe Stieleiche oder eine 2,5 m hohe Kiefer, die in Bonsaiform gezogen wurde. Das ist nicht ganz billig, pro Pflanze müssen mit unter mehrere Tausend Euro gezahlt werden. Aber das macht doch gleich etwas her! Innerhalb weniger Wochen entsteht so aus einem wüsten Bauplatz ein gepflegter Garten! Wer nun denkt, damit sei das Thema „Gartengestaltung“ erledigt, und mit der Pflanzung der teuren Bäume sei der Erfolg garantiert, der täuscht sich!

Einen alten Baum verpflanzt man nicht- oder nur unter Schwierigkeiten!

Bei der Pflanzung und vor allem danach kann vieles schief gehen. So kommt es jährlich zu Ausfällen bei Gehölzen, die auf falschen Standorten gepflanzt wurden, zum falschen Pflanztermin oder anschließend nicht fachgerecht gepflegt wurden. Je größer das Gehölz ist, desto stärker ist der Stress beim Umpflanzen und so empfindlicher reagiert es auf Pflegefehler, auf ungünstige Witterungseinflüsse oder nicht optimalen Standort. Die Folge können Anwachsschwierigkeiten, erhöhte Anfälligkeit für Krankheiten und Schädlinge, Mangelsymptome und sogar das Absterben sein. Sieht der teure Baum nach ein oder zwei Jahren völlig „zerrupft“ aus, weil ganze Äste verdorrt sind oder geht er sogar ein, ist der Schaden groß. Oft wird dann vermutet, dass der Gärtner schlechte Ware geliefert hat, doch daran liegt es meist nicht! Bis zu zwei Jahren muss man mit Anwachsschwierigkeiten rechnen!

Der Standort muss stimmen!

Es ist nicht möglich, jedes Gartengehölz an jeden beliebigen Standort zu pflanzen. Nur wenn die Standortansprüche erfüllt werden, ist ein gesundes Wachstum möglich. So benötigen Ahorn, Haselnuss und Pfeifenstrauch einen sonnigen Standort und einen kalkhaltigen schweren Boden, dagegen brauchen Azaleen und Rhododendren einen halbschattigen Standort mit hoher Luftfeuchtigkeit und einen sauren Boden mit einem hohen Anteil an organischer Substanz. Kümmerwuchs, untypische Blattfärbungen oder Ausfälle sind unweigerlich die Folge, wenn der Standort nicht stimmt. Zwar kann man den pH-Wert messen und auch feststellen, ob ein leichter oder schwerer Boden vorliegt, doch für die Lichtverhältnisse im Jahresverlauf oder das Kleinklima im Garten braucht es Erfahrung und Beobachtung über einen längeren Zeitraum. Dabei stellt man auch fest, welche Pflanzen besonders gut wachsen und ob es an bestimmten Stellen immer wieder zu Problemen kommt, weil hier im Untergrund z.B. Bauschutt oder Verdichtungen vorliegen. Beachtet man dies, entwickelt sich der Garten – mitunter anders als ursprünglich geplant- zügig und mit wenigen Ausfällen!

Den günstigsten Pflanztermin wählen!

Ab November bis zum Beginn der nächsten Vegetationsperiode im April des darauf folgenden Jahres ist die günstigste Pflanzzeit. Die Praxis des Gehölzumsatzes in den Baumschulen sieht jedoch völlig anders aus: Mit Schönwetterperioden in der zweiten Märzhälfte bis Mitte April, setzt ein Ansturm auf die Baumschulen ein. Doch die Frühjahrspflanzung führt zu schlechteren Anwachsergebnissen als die Herbstpflanzung. Dies gilt auch für Containerware, die man auf Grund der geringeren Wurzelverletzungen grundsätzlich auch zu anderen Zeiten pflanzen kann. Viele Baumausfälle sind auf eine Pflanzung im späten Frühjahr mit anschließenden vorsommerlich hohen Temperaturen und Trockenheit zurückzuführen.

Frisch gepflanzte Gehölze brauchen Aufmerksamkeit!

Bei der Pflanzung so genannter wurzelnackter Gehölze wird der Gärtner einen Pflanzschnitt durchführen. Er dient der Herstellung eines neuen Wachstumsgleichgewichts zwischen dem durch Rodung verletzten Wurzeln und der Krone. Je mehr der Wurzeln verletzt wurden, umso mehr werden die Triebe in der Krone zurück geschnitten. Bei Containerpflanzen wird kein Pflanzschnitt durchgeführt, da diese Pflanzen einen ungestörten Wurzelkörper aufweisen. In beiden Fällen ist eine ausreichende Bewässerung wichtig. Rasen ist ein Wasserkonkurrent. Daher sollten neu gepflanzte Bäume und Sträucher nie direkt im Rasen stehen sondern zu mindest in den ersten Jahren eine Pflanzscheibe haben. Hier ist es günstig, wenn ein kleiner Wall um die Pflanzscheibe gebildet wird, so dass sich ein Gießrand bildet. Damit werden Niederschläge aufgefangen, und es ist ein Wässern möglich. Dabei ist Fingerspitzengefühl gefragt, denn zu viel wie auch zu wenig Wasser schadet! Übermäßiges Wässern führt häufig zu Verlust der Gehölze durch Wurzelfäulnis. Leider ist das Gefühl, wie viel es geregnet hat, oft trügerisch. Ein Wassermesser im Garten gibt darüber sicher Auskunft, so dass man leichter das rechte Maß findet.

Lückenfüller für neu angelegte Gärten

Entscheidet man sich dann doch für den jüngeren und damit kleineren Baum oder Strauch ist das Anwachsrisiko zwar geringer, der Garten wirkt jedoch zunächst ziemlich leer. Das führt dann oft dazu, dass die Gehölze viel zu eng gepflanzt werden. Entwickeln sie sich dann wunschgemäß, muss man bereits nach 5 oder 6 Jahren einen Teil wieder roden. Das macht Arbeit und die für gutes Geld gekauften Pflanzen werden weggeworfen. Besser ist es, man wählt Pflanzabstände, die dem Platzbedarf der ausgewachsenen Gehölze entsprechen. Die Lücken kann man mit krautigen Pflanzen schließen. Hier bietet sich ein Grundgerüst an Stauden an, die einmal gepflanzt, über viele Jahre am selben Platz bleiben, bei Bedarf aber leicht umgepflanzt oder entfernt werden können. Je nach Situation können hohe wie z.B. Geißbart, Hoher Sonnenhut, Stockrosen (170 cm - 2m) oder bodendeckende Stauden wie Storchenschnabel (10 -30cm) verwendet werden. Besonders die letzteren sollte man in größerer Menge pflanzen, damit sich schnell eine geschlossene Fläche bildet. Die hohen Prachtstauden brauchen natürlich 2-3 Jahre, bis sie den ihnen zugewiesenen Platz voll ausfüllen. Bis dahin bieten sich die schnellwüchsigen einjährigen Pflanzen als „Lückenbüßer“ an. Auch hier gibt es „Riesen“ wie hohe Sonnenblumensorten (ca. 200cm) und „Zwerge“ wie z.B. Tagetes (ca. 30cm). Säht man im ersten Jahr Arten, die sich gern selbst aussäen wie z.B. Kapuzinerkresse, braucht man in den folgenden Jahren lediglich die Pflanzen dort zu entfernen, wo sie stören.

Wachsen nach Plan – so gelingt ihr Garten

Am Anfang steht die Vision vom Endzustand des Gartens: Er bestimmt die Grundanlage mit Wegen, Sitzplätzen, Rasenflächen und Beeten, aber auch die Standorte der Bäume und Sträucher. Dann gilt es den Übergang, die Entwicklungszeit von der Pflanzung bis zum „fertigen“ Garten zu planen, denn dies kann durchaus 10 Jahre und länger dauern. Man sollte diese Kinder- und Jugendjahre des Gartens nicht als Provisorium betrachten, sondern als Chance, ihn über diese Zeit noch gestalten und den eigenen, sich ändernden Bedürfnissen anpassen zu können. Wo der Schatten des großen Baumes noch fehlt helfen zunächst Sonnenschirm oder –segel, dafür bleiben aber auch mehr sonnige Stellen, an denen der Rasen besser wächst oder sonnenhungrige Stauden Platz finden. Werden die Lücken zwischen den Sträuchern mit Stauden und Einjährigen geschlossen kann man bereits im ersten Jahr einen üppig blühenden Garten haben, der jedoch nicht statisch gleich bleibt, sondern sich im Laufe der Jahre weiterentwickelt.



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