Kalimangelsymptome bei Reben

Kali- Nährstoffmangel

Auffällig sind in einigen pfälzischen Weinbergen in diesem Frühsommer Mangelsymptome an Blättern, die auf verminderte Kaliumversorgung der Reben schließen lassen.
Humusreiche Böden erscheinen dagegen mehr braun. Frühe Kalimangelerscheinungen zeigen sich zunächst an nekrotisierten braunen Blatträndern vorrangig der basalen Blätter. Hinzu kommt häufig eine lackartig glänzende Blattoberseite, teilweise wölben sich die Blattränder nach oben. Je nach Intensität der Mangelerscheinung zeigen die Stöcke früh einen Kümmerwuchs. Falls die Mangelerscheinung über Jahre bestehen bleibt, können die Reben auch ganz absterben. Da Kalium die Winterfrosthärte beeinflusst, frieren geschädigte Stöcke nach stärkeren Frösten häufiger ab. Auf humusarmen Lössböden wird Kalium im Unterboden stärker an Tonminerale fixiert und damit schlecht pflanzenverfügbar. Diese „Rohböden“ sind oftmals auffällig gelb, wie man es z. B. von Bauaushub aus tiefen Schichten kennt.


Kalimangel bei Weißburgunder


Kalimangel bei Dornfelder ist nicht selten



früher Kalimangel: klein gebliebene Blätter, lackartiger Glanz der Blattoberfläche, Aufhellung vom Rand her



früher Kalimangel bei Dunkelfelder, eine sehr gefährdete Sorte


extremer Kalimangel bei Portugieser führt zu starken Ertragsausfällen



reicht die Kaliumversorgung nicht aus, so führt dies zu verminderten Mostgewichten und einer schlechten physiolog. Reife. Hier bei Müller-Thurgau
Eine Ursache für das diesjährige stärkere Auftreten sind sicherlich die geringeren Bodenwasservorräte, bedingt durch das Niederschlagsdefizit vieler Standorte im Winter. Die Löslichkeit des Kaliums im Bodenwasser ist blockiert. Häufiger betroffen sind vormals ackerbaulich genutzte Standorte, die niemals eine Vorratsdüngung erfahren haben. Auch langjährige Pachtflächen mit häufigem Pächterwechsel bleiben vielfach unterversorgt. Die Schäden treten oft streifenförmig auf und ziehen sich über mehrere Parzellen oder gar Gewanne, wobei einzelne Parzellen durch Bewirtschaftungsunterschiede nicht bzw. wenig betroffen sein können. Eine Sortenabhängigkeit besteht bedingt, vor allem Dunkelfelder zeigt bei Kaliummangel gerne extreme Schädigungen, das gesamte Laub kann dürr werden, die Trauben reifen nicht mehr aus und werden welk. Im Folgejahr ist der Austrieb dann sehr kümmerlich. Burgundersorten, Dornfelder, Müller-Thurgau und Portugieser sind offenbar empfindlicher als etwa Riesling, Traminer und Silvaner. Jüngere Anlagen mit einem schwach entwickelten Wurzelsystem bei gleichzeitig hoher Stockbelastung sind in der Regel stärker betroffen. Mitunter zeigen schon Pflanzreben in den stark unterversorgten Bereichen des Pflanzfeldes einen auffallend schwächlichen Wuchs, der sich mit anderen Ursachen wie Trockenheit oder Staunässe nicht begründen lässt. Falls Nachbarparzellen an gleicher Stelle Schadsymptome aufweisen, liegt die Ursache einer Mangelernährung nahe. Massive Blattsymptome treten meist im Folgejahr nach dem ersten Vollertrag auf und nehmen im Laufe der Vegetation mehr und mehr zu. Das erste Auftreten nekrotisierter Blattränder findet meist um die Blüte statt, auch der typische Glanz der Blätter ist zu diesem Zeitpunkt teilweise schon erkennbar. Stöcke mit sehr geringem Ertrag und hoher Wuchsleistung (z. B. Bogrebe abgerissen) zeigen in der Regel keine oder nur schwache Symptome. Ein verkürzter Anschnitt führt ebenfalls zu einer vorübergehenden Erholung der Rebe, bei Normalanschnitt und Traubenertrag wird das Schadbild aber sofort wieder sichtbar. Vor und während des Reifeprozesses wird Kalium besonders stark von den Blättern in die Trauben eingelagert, der Schaden nimmt daher zur Reife zu. Unterversorgte Trauben bleiben in der Reife deutlich zurück. Besonders im Herbst treten neben den nekrotisierten Blatträndern auch schwärzlich eingefärbte Bereiche auf der Blattspreite auf. Latenter Mangel tritt vor allem bei sehr hohen Stockerträgen auf und muss nicht immer mit einer Mangelsituation im Boden einhergehen. Ursache ist eine Überlastung des Stockes, der seine Trauben nicht mehr richtig ernähren kann. Unter Umständen verwechselt kann Kalimangel mit Zikadenschäden werden, die ebenfalls Blattrandnekrosen auslösen. Bei Zikadenschäden sind jedoch immer weiße Häutungsreste, Junglarven oder fliegende Altzikaden auf der Blattunterseite vorhanden.

Gegenmaßnahmen
Wird die Mangelernährung nicht behoben, so kann sich das Schadbild im Laufe der Jahre bis hin zu Stockausfällen steigern.
Vorübergehende Abhilfe schaffen bei ersten sichtbaren Symptomen oder latenten Mängeln kaliumbetonte Blattmischdünger wie Kaliumnitrat, Multi KMg, Wuxal K 40, Lebosol Kalium plus u. a.. Blattdünger sollten insbesondere dann eingesetzt werden, wenn eine Bodenaufnahme durch Trockenheit blockiert ist oder eine Düngung über den Boden nur verzögert anschlägt. Eine Bodenuntersuchung sollte an betroffenen Stellen unbedingt erfolgen, um sich über einen vermuteten Mangel Gewissheit zu verschaffen. Abschnitte mit starken Schadsymptomen sollten immer gesondert beprobt und getrennt untersucht werden, so lässt sich ein unterschiedlicher Düngebedarf ermitteln. Eine Bodendüngung erfolgt mit Kalimagnesia, Kaliumsulfat oder Kornkali. Bei starker Unterversorgung sind über die nächsten Jahre manchmal mehrere Gaben sinnvoll, die Bodenlabors machen hierzu entsprechende Vorschläge. Das chloridhaltige Kornkali muss zur Vegetationsruhe ausgebracht werden, um Chloridschäden an der Rebe zu vermeiden, Kalimagnesia kann dagegen auch während der Vegetation gestreut werden, wirkt aber erst, nachdem die Nährstoffe in den Boden eingewaschen wurden. Im Spätherbst sollte auf verdichteten Böden eine Tiefenlockerung erfolgen. Auf den meist sehr humusarmen, Kalium fixierenden Böden sollte zudem eine Einbringung von Humusmaterial wie Stallmist, Grünschnitt oder Biokompost erfolgen. Müssen abgestorbene Reben in ersetzt werden, so sollte keinesfalls Mineraldünger direkt in das Pflanzloch zugegeben werden. Besonders Kalium führt bei direktem Wurzelkontakt Verbrennungen und Verdickungen am Ende, den typischen Salzschäden. Besser ist es, ein Gemisch aus Pflanzerde und Boden zur Pflanzung zu verwenden und Mineraldünger nur in die Rebgasse zu streuen. Ein langfristiger Humusaufbau erhöht die Wasserhaltefähigkeit und Durchlüftung der Böden, die Nährstoffverfügbarkeit wird gesteigert. Zudem enthält verrotteter Humus neben Stickstoff auf hohe Mengen an weitern pflanzenverfügbaren Nährstoffen wie Kalium, Magnesium, Phosphat sowie Spurenelemente.
Böden mit einer langjährigen, regelmäßigen Erhaltungsdüngung, also meist traditionelle Weinbergslagen, weisen in der Regel keine Schadsymptome auf. Die Kaliumversorgung ist auf diesen Standorten meist ausreichend, teilweise sogar stark überhöht, sodass keine vorbeugenden Maßnahmen erforderlich sind. Eine überhöhte Kaliumversorgung kann eine verminderte Magnesiumaufnahme zur Folge haben und Stiellähme auslösen, daher ist auf ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Kalium und Magnesium wert zu legen. Das Verhältnis einer ausgeglichenen Versorgung sollte etwa 1 zu 3 zwischen Mg und K betragen.


Magnesiummangel bei Reben

Magnesiummangel ist eine verbreitete Erscheinung im Weinbau. Im Regent zeigen sich bereits erste rötliche Blattaufhellungen zur Blüte, bei anderen Rebsorten tritt die Mangelerscheinung meist im Juli bis August ein. Besonders Junganlagen zeigen in den ersten Ertragsjahren eine erhöhte Anfälligkeit, sie sich durch das geringe Wurzelsystem erklären lässt. Weißweinsorten bekommen charakteristische hellgelbe bis weißliche Aufhellungen zwischen den Blattadern, besonders Riesling und Traminer sind häufiger betroffen. Rotweinsorten färben zwischen den Adern rot. Typisch bei Magnesiummangel ist die erhöhte Neigung zu Stiellähme oder Stielfäule. Zur Vorbeugung sollten magnesiumbetonte Blattdünger wie Bittersalz , Mg-Microtop, Wuxal Magnesium, Magnisal (Magnesiumnitrat), Lebosol Magnesium u. a. eingesetzt werden. Eine Zugabe zum Pflanzenschutz ist in der Regel bei mittlerer Konzentration gegeben und praxisüblich, Verbrennungen sind bei hohen Konzentrationen von Blattdünger und Pflanzenschutzmittel bei Hitze möglich, darum möglichst bei kühlen Temperaturen oder Bewölkung spritzen.


Regent ist besonders empfindlich auf unzureichende Mg-Versorgung, Blattdünger sollten vorbeugend eingesetzt werden


Magnesiummangel bei Riesling, typische Aufhellungen am basalen Blatt


Die natürlichen Magnesiumgehalte vieler Weinbergsböden mit Ausnahme von Keuperverwitterungsböden sind gering. Sie sollten durch regelmäßige Düngergaben ergänzt werden. Da Magnesium leicht löslich ist, kann dieser Nährstoff schlecht auf Vorrat gedüngt werden. Je nach Bodenreaktion ist ein geeigneter Dünger auszuwählen, so sollte bei gleichzeitigem Kalkbedarf Magnesiumkalk bevorzugt werden, auf natürlichen Kalkböden sollte dagegen Kiserit eingesetzt werden. Steht gleichzeitig eine Kaliumdüngung an, ist Kalimagnesia mit 30% Kalianteil und 10% Magnesiumanteil zu bevorzugen. Mittels regelmäßiger Bodenuntersuchungen ist neben Kalium, Phosphat, Humus und Bor auch der Magnesiumgehalt zu bestimmen.
Auswahl K-haltige Blattdüngemittel
(Quelle B. Ziegler, DLR Rheinpfalz)


Dünger
K2O in %
N in %
P2O5 in %
MgO in %
sonstige
Aufwand kg bzw. L/ha
Kalisalpeter
(Kalinitrat)
46
13
3 - 5
Multi KMg
43
12
2
3 - 6
Wuxal K 40
25
3
2
Spuren- elemente
Wuxal Combi Fe (Typ 3)
20
10
2
1 % Fe Spuren- elemente
3 - 5
Lebosol-
Kalium plus
18
3
27
2 - 3
Wuxal Combi Mg (Typ 1)
15
20
4
Spuren- elemente
3 - 5
Folistar-
Extra
13
3
28
Spuren- elemente
3 - 5


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