Vertrauen ist gut....

Qualität ist bekanntlich das, was der Markt verlangt. Der Markt ist dort, wo Angebot und Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen zusammen kommen uns sich Geschäfte entwickeln.

Der Bauer produziert Waren, wie z.B. Weizen oder Roggen und verkauft sie an die aufnehmende Hand (Händler) oder direkt an die Mühle. Das Mehl kommt zu den Bäckern und die Backwaren erreichen schließlich den Verbraucher. Ähnlich sind die Wege der Fleisch- und Milcherzeugnisse.

Der Verbraucher orientiert sich neben dem Preis an Hand seiner Sinne, wie beispielsweise Geschmack, Aussehen und weiteren Eigenschaften, fragt gegebenenfalls nach Zusätzen und vertraut darauf., dass “alles in Ordnung” ist. Er vertraut also darauf, dass beispielsweise keine unerlaubten Stoffe oder Rückstände in seinen Nahrungsmitteln enthalten sind.

Futtermittel- und Lebensmittelskandale erschüttern das Vertrauen der Verbraucher. Skepsis, Unsicherheit, Unmut uns Mißtrauen machen sich breit, der Verzehr wird eingeschränkt oder in eine andere Richtung gelenkt, Märkte werden gestört, Marktanteile gehen verloren, die Preise sinken zumindest noch schneller und heftiger, und die Rufe nach (noch) stärkeren Kontrollen werden laut.

... Kontrolle ist besser

“Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser”, ein alter Spruch, der auf den ersten Blick logisch erscheint und in vielen Fällen begründet, auch angewendet werden muss.

Andererseits kann und soll es aber auch nicht sein, dass in allen Betrieben alles und überall kontrolliert wird, und das nur deshalb weil einige wenige “schwarze Schafe” – häufig sogar außerhalb der Landwirtschaft sitzend – meinen über kriminelle Machenschaften schnell das große Geld machen zu können, oder um zum Teil giftige Stoffe illegal in Futtermittel eingemischt, billig zu entsorgen.

Dem müssen sich die Landwirte und möglichst alle vor- und nachgelagerten Bereiche entschieden entgegenstellen – auch und in besonderem Maße in der Form, dass Vertrauen geschaffen wird. Vertrauen schaffen ist Sache jedes Einzelnen und jeder einzelnen Einrichtung. Vom Produzenten (Bauer) über alle Zwischenstufen bis zur Ladentheke, egal wo diese Ladentheke auch immer steht; beim Direktvermarkter, Bäcker, Metzger, Warenhaus oder sonst wo. Und auch unabhängig davon, ob ökologisch oder nach konventionell modernen Methoden produziert. Aber halt: Ökologisch ist heute auch modern und dynamisch in fortschrittlich zukunftsträchtigen Betrieben – also ökologisch modern -.

Der Verbraucher prüft (teilweise) mit seinen Sinnen (Aussehen, Geschmack, Geruch) schaut - zumindest in Deutschland – insbesondere auf den Preis und vertraut darauf, dass alles in Ordnung ist.

Dieses Vertrauen muss gestärkt und erhalten werden. Hierzu eignet sich die “gläserne Produktion” im besonderen Maße. Dabei ist sicher zu stellen, dass die Produktion von Anfang an als Lebensmittelproduktion erfolgt. Das bedeutet beispielsweise für die Getreideproduktion egal ob Futter-, Brot- oder Braugetreide, dass alle Maßnahmen offengelegt werden = transparente Produktion und Verarbeitung in jeder Stufe.

Offenlegen, was im Feld getan wird und warum

Die Landwirte füllen die Ackerschlagkarteien sorgfältig aus, und zeigen jedem, den es interessiert, was im Laufe des Jahres auf seinen Ackerschlägen passiert ist. Da es keine Geheimnisse in der Produktion gibt, braucht auch nichts vertuscht zu werden.
1. Beispiel: Der Bauer führt eine Halmbruchbekämpfung durch. Weshalb das? Der parasitäre Halmbruch wird durch Pilze verursacht. Der Befall führt dazu, dass die Halmbasis vermorscht, also verfault. Die Folge davon ist, dass die Getreidepflanzen an dieser verfaulten Stelle umknicken; d.h. das Getreide geht ins Lager. Eine zweite Möglichkeit ist die, dass die Getreidepflanzen zwar stehen bleiben, aber wegen Wassermangel (die Halmbasis ist verfault und transportiert kein Wasser mehr) die Körner in der Ähre nur schwach ausgebildet werden, es werden kleine Körner = Kümmerkörner gebildet. Da die Ähre senkrecht stehen bleibt, tropft das fallende Niederschlagswasser nicht aus der Ähre heraus: Pilze können sich ausbreiten. Auch im umgefallenen Getreide können sich Pilze ausbreiten. Ein gefürchteter Pilz ist Fusarium. Viele Pilze bilden giftige Stoffwechselprodukte = Mykotoxine.
2. Beispiel: Es wird eine Unkrautbekämpfung durchgeführt. Unkräuter schmälern nicht nur den Ertrag, sondern erschweren häufig auch die Lagerfähigkeit, weil Unkrautsamen oft nur schwer vom Erntegut zu trennen ist. Unreife Unkrautsamen können verpilzen und so das Getreide gegebenenfalls belasten. Unter ungünstigen Bedingungen können sich Fusariumpilze ausbreiten.
3. Beispiel: Ein Landwirt düngt seinen Weizenschlag nachdem die Ähren bereits sichtbar sind mit Stickstoff. “Was soll das?”, fragt sich da Mancher. Die Antwort kann sehr einfach sein: Durch diese sogenannte Spätdüngung soll der Eiweißgehalt des Weizens erhöht werden. Höhere Eiweißgehalte verbessern die Backeigenschaften des Weizenmehls. Wird also die richtige Sorte gewählt (guter Backweizen) und spät gedüngt, kann gegebenenfalls ohne chemische Backhilfsstoffe ein offenes zartes Brot (Brötchen) gebacken werden.

Wenn alles offengelegt wird einschließlich der Erträge und Qualitätsparameter, dann sind Fragen nach “intensiv”, “extensiv” oder gar “ökologisch” von untergeordneter Bedeutung. Der Verbraucher kann abwägen und wählen.

Für die Produktion ist die Frage nach “richtig” und “falsch” viel wichtiger. Früher galt Roggen als eine Extensivfrucht, das muss heute als eindeutig falsch dargestellt werden, denn beispielsweise in den (höheren) Mittelgebirgslagen der Eifel ist eine gezielte Roggenproduktion auf hohem Ertragsniveau nur möglich, wenn der parasitäre Halmbruch bekämpft wird – meist ist auch eine Halmverkürzung erforderlich -. So sind gegebenenfalls auch 80 – 100 dt/ha Ertrag möglich.

Kühle, nasse Frühjahre sind auch für den Weizen wegen verstärkter Halmbruchgefahr problematisch. Ob und wann eine Bekämpfung erforderlich wird, meldet der Warndienst.

Jede Maßnahme und Entscheidung ist erklärbar und kann offengelegt werden.


    www.DLR-Eifel.rlp.de