Essen und Trinken bei Laktoseintoleranz

Stand: 03/04/2021
Laktoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit) ist eine der häufigsten Lebensmittelunverträglichkeiten in Deutschland. 15 bis 20 Prozent der Menschen sind betroffen. Sie reagieren mit Darmbeschwerden auf den Verzehr von Laktose (Milchzucker). In Asien und Afrika vertragen mehr als 90 Prozent der Erwachsenen keinen Milchzucker.


Laktose in Lebensmitteln

Laktose gehört zu den so genannten Disacchariden (Zweifachzuckern) und besteht aus den Zuckerarten Glukose (Traubenzucker) und Galaktose (Schleimzucker). Wie der Name sagt, kommt Laktose von Natur aus in Milch vor. Der Gehalt in Kuh-, Schaf- und Ziegenmilch liegt zwischen vier und fünf Gramm, Muttermilch enthält rund sieben Gramm Laktose je 100 Milliliter.
Auch in den meisten Milchprodukten, z. B. Buttermilch, Kefir, Joghurt, Dickmilch, Sahne, saure Sahne, Schmand und in vielen Käsearten wie Speisequark, Schichtkäse, Hüttenkäse oder Kochkäse kommt Laktose vor. Lange gereifte Weich-, Schnitt- und Hartkäsesorten hingegen haben in der Regel weniger als 0,1 Gramm Milchzucker je 100 Gramm. Während der Käsereifung wird Milchzucker zu Milchsäure umgewandelt und je länger ein Käse reift, desto niedriger ist der Laktosegehalt.

Laktose kommt auch in vielen verarbeiteten Lebensmitteln vor, denen Milch - auch in Form von Milchpulver, Milcheiweiß, Milchzucker oder Molke - zugesetzt wurde. Dazu gehören unter anderem:
  • Brot, Brötchen, Knäckebrot, Backwaren, Backmischungen
  • Kartoffelzubereitungen, Püreepulver, Knödelpulver, Kroketten
  • Fleisch- und Wurstwaren, Panade für Fleisch und Fisch
  • Pudding und -pulver, Mixgetränke, Kakao, Desserts
  • Molke, Molkepulver, Proteinkonzentrate
  • Speiseeis, Schokolade, Nougat, Pralinen, Bonbons
  • Säuglingsmilchnahrung, probiotische Lebensmittel
  • Halbfettbutter, Margarine
  • Suppen, Soßen
  • Gewürz- und Kräutermischungen
  • Süßstoff
Wegen ihren guten technologischen Eigenschaften wird Laktose von Seiten der Lebensmittelindustrie darüber hinaus vielfältig verwendet, z.B. als Trägerstoff für Aromen, Füllmittel oder Überzugsmittel. Auch Medikamente können Laktose enthalten.


Laktoseintoleranz

Ursache der Laktoseintoleranz ist die fehlende oder unzureichende Bildung des Enzyms Laktase in der Dünndarmschleimhaut. Dieses Enzym hat die Aufgabe, den Milchzucker bei der Verdauung im Dünndarm in seine Einzelbausteine (Glukose und Galaktose) zu spalten. Das ist notwendig, damit der Zucker aus dem Darm in den Körper aufgenommen und verwertet werden kann.
Wenn das Enzym fehlt, ist die Verdauung des Milchzuckers gestört. Laktose gelangt unverändert in den Dickdarm und dient dort den Darmbakterien als Nahrung. Hierbei entstehen größere Mengen an Gasen und organischen Säuren. Diese binden Wasser im Dickdarm und lösen verstärkt Darmbewegungen aus. Dadurch kommt es zu den vorherrschenden Symptomen der Laktoseintoleranz: Völlegefühl, Blähungen, Durchfall, Übelkeit, Bauchschmerzen und Koliken.

In sehr vielen Fällen entwickelt sich die Laktoseintoleranz nach dem Abstillen, indem der Körper seine Fähigkeit verliert, das Enzym Laktase zu bilden. Die auslösende Ursache ist unbekannt. Sehr selten ist ein angeborener Gendefekt, aufgrund dessen der Milchzucker von Geburt an nicht vertragen wird.
Beide Formen werden auch als primäre Laktoseintoleranz bezeichnet.

Die so genannte sekundäre Laktoseintoleranz tritt als Begleiterkrankung bei verschiedenen anderen Erkrankungen des Dünndarms, wie Zöliakie, Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa und nach Magen- und Darmoperationen auf. Sie bildet sich in der Regel zurück, wenn die Grunderkrankung erfolgreich behandelt ist.


Laktosearm essen und trinken

Bei einer Milchzuckerunverträglichkeit ist es grundsätzlich ratsam, sich laktosearm zu ernähren und auf Milch, Milchprodukte sowie auf andere milchzuckerhaltige Lebensmittel weitgehend zu verzichten.
Die Ausprägung des Enzymmangels ist individuell unterschiedlich. Danach richtet sich auch, ob bestimmte Milchprodukte und Käsearten in geringen Mengen und über den Tag verteilt vertragen werden. Dies müssen die Betroffenen austesten.
Vertragen werden neben Butter und lange gereiften Schnitt- und Hartkäsen wie Emmentaler, Bergkäse, Edamer, Gouda, Parmesan oder Appenzeller im Einzelfall auch Sauermilchprodukte wie Joghurt, Dickmilch oder Quark – obwohl diese Produkte nicht milchzuckerfrei sind. Sauermilchprodukte enthalten jedoch Milchsäurebakterien, deren Laktase nach Verzehr in Magen und Darm freigesetzt wird und den Milchzucker abbauen kann.

In vielen Rezepten kann Milch durch Wasser, Sprudel, Saft oder andere Flüssigkeiten ersetzt werden, so dass man sich auf diese Weise gut helfen kann.

Eine sehr gute Alternative für Betroffene sind laktosefreie Milch und Milchprodukte. Hier gibt es eine reiche Auswahl im Handel. Diese Produkte können in der Küche genauso verwendet werden wie herkömmliche Milch und Milchprodukte. Ebenso ist der Gehalt an Nährstoffen gleich, so dass damit vor allem auch die ausreichende Versorgung der Betroffenen mit Kalzium unproblematisch ist.

Bei der Herstellung laktosefreier Milchprodukte wird der Milch das Enzym Laktase zugefügt, das den Milchzucker in seine Bausteine Glukose und Galaktose spaltet. Die Einzelbausteine schmecken süßer als Milchzucker. Deshalb schmecken laktosefreie Milch und Milchprodukte süßer als normale Kuhmilch.

Laktosefreie Milchprodukte sind meist teurer als herkömmliche Milcherzeugnisse. Butter oder Hartkäse – also Lebensmittel, die von Natur aus sehr wenig Laktose enthalten - werden oftmals vertragen, so dass Betroffene nicht unbedingt in jedem Fall die speziellen laktosefreien Lebensmittel kaufen müssen.
So auch die Aussage von Sonja Lämmel, Ernährungswissenschaftlerin beim Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB): „Laktosereduzierte Lebensmittel machen Sinn, wenn es sich um Trinkmilch, Sahne, Schmand, Creme fraiche oder Quark handelt. Dies sind Produkte, die von den meisten Menschen mit Laktoseintoleranz schlecht vertragen werden. Sinnvoll ist es zudem, Milchzucker bei Fertigprodukten zu reduzieren. Für milchzuckerfreie Brote oder Wurstsorten gibt es eine Vielzahl an Positivbeispielen, die nicht überteuert bezahlt werden müssen.“ (DAAB 20012)
Nach Auffassung des DAAB sollte die Werbung mit Selbstverständlichkeitscharakter verboten und Verbraucher über den Milchzuckergehalt einzelner Lebensmittel durch eine Angabe im Zutatenverzeichnis aufgeklärt werden.


Auf ausreichende Kalziumversorgung achten

Milch ist vor allem für die Kalziumversorgung wichtig. Wer keine Milch und Milchprodukte essen kann, muss auf andere Kalziumquellen verstärkt achten. Dazu gehören vor allem die laktosefreien Milchprodukte.
Daneben aber auch:
  • kalziumreiche Mineralwässer (> 150 mg Kalzium pro Liter)
  • kalziumreiche Gemüse wie Kohlrabi, Brokkoli, Fenchel, Lauch, Mangold, Spinat
  • kalziumangereicherte Fruchtsäfte
  • in Absprache mit dem behandelnden Arzt Kalziumtabletten.


Tipps für den Alltag

Bei Milcherzeugnissen, die als "laktosefrei" beworben werden, muss der Laktosegehalt unter 0,1 Gramm je 100 Gramm liegen. Außerdem muss der Laktosegehalt auf der Packung gekennzeichnet werden. Für andere Lebensmittel wie Wurstwaren oder Süßigkeiten gibt es keine gesetzlich vorgegebenen Grenzwerte, wenn sie als "laktosefrei" beworben werden sollen. Die Hersteller orientieren sich aber i.d.R. an den Vorgaben für Milchprodukte.
Bei "laktosefreier" Säuglingsanfangsnahrung liegt der gesetzliche Grenzwert bei 2,5 Milligramm je 100 Kilojoule (10 Milligramm je 100 Kilokalorien).

Milch, Milchprodukte und Laktose gehören zu den 14 Lebensmitteln, die am häufigsten Unverträglichkeiten auslösen. Sie müssen bei verpackter Ware im Zutatenverzeichnis immer angegeben werden, auch bei zusammengesetzten Zutaten sowie bei milch- bzw. laktosehaltigen Zusatzstoffen und Aromen. Auf Laktose weisen auch Zutaten hin wie
  • Molke, Molkenerzeugnis, Molkenpulver, Süßmolke, Sauermolke
  • Entrahmte Milch, Magermilch, Magermilchpulver, Milchpulver
  • Kondensmilch, Rahm, Sahne.
Bei allen Produkten mit solchen Zutaten ist Vorsicht geboten.

Manche Hersteller schreiben aus Vorsichtsgründen den Hinweis „kann Spuren von Milch bzw. Laktose enthalten“ auf die Packung. Hier ist die Menge zu gering, um Beschwerden bei Laktoseintoleranz zu verursachen. Betroffene können Produkte mit diesen Hinweisen im Allgemeinen ohne Bedenken verzehren. (Hinweis: Das trifft nicht zu auf Menschen mit einer Milchallergie. Hier können bereits geringe Mengen Milcheiweiß zu allergischen Reaktionen führen.)

Bei verpackten Lebensmitteln sollte die Zutatenliste immer kritisch gelesen werden, bei unverpackten Lebensmitteln sollte im Zweifelsfall der Verkäufer gefragt werden. Schwieriger ist es im Restaurant, bei Einladungen oder im Urlaub. Bestimmte Menükomponenten sind in der Regel laktosearm, wie z.B. Blattsalate mit Essig-Öl-Marinade, Salzkartoffeln oder Schnitzel natur. Im Zweifelsfall gilt aber auch hier: nachfragen, um mit ziemlicher Sicherheit laktosefreie Speisen auswählen zu können.

Oder man greift auf Laktase-Präparate zurück, um so den Enzymmangel des Körpers auszugleichen. Diese Enzympräparate sind rezeptfrei in Apotheken, Reformhäusern oder auch im Internethandel erhältlich. Die Laktasewirksamkeit wird in der Einheit FCC (Food Chemical Codex) angegeben. Ein Preis-Leistungsvergleich verschiedener Anbieter auf der Basis FCC ist empfehlenswert. Wichtig für die Anwendung der Präparate sind die eigenen, persönlichen Erfahrungen, um abschätzen zu können, wie viel jeweils notwendig ist, um Unverträglichkeitssymptome zu verhindern.

Ärzte sollten beim Verschreiben von Medikamente gezielt auf laktosefreie Varianten angesprochen werden.


Fazit

Selber Kochen - mit Grundnahrungsmitteln und laktosefreien Milchprodukten - ist der sicherste Weg für Betroffene, eine vollwertige und bekömmliche Ernährung sicher zu stellen.


Quellenangaben und weitere Informationen


irmgard.luetticken@dlr.rlp.de     www.fze.rlp.de/ernaehrungsberatung