Unkrautbekämpfung im Raps frühzeitig vornehmen

Autor: Alfons Weinand, Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Westerwald-Osteifel


In der Jugendphase verträgt der Raps keine Konkurrenz durch Unkräuter und Ungräser. Vor allem Problemunkräuter bereiten Schwierigkeiten.


Strategien zur Unkrautbekämpfung


Seit Pradone Kombi nicht mehr zur Verfügung steht, ist das Zeitfenster für die Unkrautbekämpfung im Winterraps deutlich kleiner geworden. Abgesehen von einer Gräser- und einer gezielten Kamillebekämpfung stehen von der Vorsaatanwendung bis hin zum frühen Nachauflauftermin nur ca. 2-3 Wochen hierfür zur Verfügung. Es fehlen insbesondere breit wirksame und sicher wirkende Nachauflaufherbizide gegen Unkräuter.
Eine Neuzulassung eines Herbizides mit dem Namen Effigo für den späteren Einsatzzeitpunkt ist vor einigen Wochen erteilt worden.
Ebenso nehmen Problemunkräuter wie Raukearten, Hirtentäschel, Hellerkraut und Storchschnabel regional weiter stark zu, die ein Umdenken in der Bekämpfungsstrategie erforderlich machen.


Ein guter und gleichmäßig stehender Rapsbestand hat zwar eine hohe Konkurrenzkraft gegen Unkräuter, dennoch sollte in der Jugendphase eine zu starke Verunkrautung vermieden werden. Immer häufiger auftretende Problemunkräuter und die zunehmenden Verbreitung der Mulchsaat fordert ein höheres Leistungssprofil der Herbizide.
Im Normalfall liegen die Kosten für die Bekämpfung schnell bei 75 € /ha. Kommt noch eine Gräserbekämpfung hinzu, werden es auch 100 €/ha sein. Aber es geht auch billiger. Unter Berücksichtigung des Standortes und den äußeren Bedingungen ist hier ein gewisses Einsparpotential vorhanden. Universalrezepte gibt es allerdings nicht. Vielmehr ist der Landwirt gefordert für seinen Standort und seine Gegebenheiten die passende Lösung auszusuchen. Eine Auflistung der einzelnen Präparate mit Wirkungsschwerpunkten, Wirkungslücken und Einsatzzeiten in Übersicht 1.
Details verbergen für Preiswerter im VorsaatverfahrenPreiswerter im Vorsaatverfahren
Die Unkrautbekämpfung kann preiswert als Vorsaateinarbeitung (VSE) mit 2,5 l/ha eines trifluralinhaltigen Produktes erfolgen, wie Treflan, Triflex, Demeril 480 u. a.
Diese Mittel sind vor der Saat einzuarbeiten und haben gegen Vogelmiere und Klette eine beachtliche Wirkung, sowie gegen Ungräser eine Teilwirkung. Eine gewisse Wirkungsschwäche gegen Kamille ist zu beachten, insbesondere bei lückigen Beständen. Eine Nachbehandlung mit 0,8 l/ha bis 1,0 l/ha Butisan im Keimblattstadium der Unkräuter schafft Abhilfe.
Zur gleichzeitigen Bekämpfung der Kamille können zur Vorsaateinarbeitung 1,75 – 2,25 l/ha Devrinol FL zugesetzt oder 4,0 -5,0 l/ha des Kombinationsproduktes Devrinol Kombi CS appliziert werden. Auf mittleren bis schweren Böden mit mehr als 2 % Humus, wird die jeweils höhere Aufwandmenge empfohlen. Eine sofortige Einarbeitung bis in ca. 5 cm Bodentiefe der in diesem Verfahren verwendeten Produkte ist notwendig. Starkniederschläge unmittelbar nach der Anwendung dieser Mittel können zu Auflaufschäden bzw. Wuchsdepressionen führen. Dieses Problem haben jedoch mehr oder weniger alle Bodenherbizide.
Details verbergen für Problemunkräuter im Vorauflauf erfassenProblemunkräuter im Vorauflauf erfassen
Die Verbreitung von Ackerhellerkraut, Hirtentäschel, Storchnabel und Raukearten hat deutlich zugenommen.
Ackerhellerkraut, Hirtentäschel und Raukearten werden am besten im Vorauflauf z. B. mit 200 -240 g/ha Cirrus, 2,0 – 3,0 l/ha Brasan oder 2,5 – 3,0 l/ha Nimbus CS erfasst. Hierfür sorgt der Wirkstoff Clomazone, der im Cirrus als alleiniger Wirkstoff und in den beiden anderen Präparaten als zusätzlicher Wirkstoff enthalten ist.
Es ist darauf zu achten, dass Nimbus CS innerhalb von 3 Tagen und Brasan innerhalb von 5 Tagen nach der Saat zu applizieren sind. Auf leichten Böden kann die Aufwandmenge um bis zu 25% reduziert werden. Um eine ausreichende Wirkung gegen Windhalm, Ackerfuchsschwanz und Kamille zu erzielen, sind Brasan oder Nimbus CS gegenüber Cirrus zu bevorzugen. Bei stärkerem Kamillebesatz ist Nimbus CS dem Brasan überlegen.
Erfolgt eine Soloanwendung mit Cirrus ist häufig eine Nachbehandlung gegen Kamille mit z. B. Butisan (0,8 – 1,0 l/ha) notwendig. Eine Tankmischung mit diesen Produkten (1,0 l/ha Butisan + 120g /ha Cirrus) ist allerdings auch möglich und umgehend bis 3 Tage nach der Saat auszubringen.
Gegen Storchschnabel sind mit Brasan bzw. Nimbus CS bei ausreichender Bodenfeuchtigkeit Wirkungsgrade bis ca. 70 % möglich.
Bei den clomazonehaltigen Produkten ist auf eine exakte Tiefenablage der Rapssaat zu achten, da sonst vor allem nach starken Niederschlägen in der Auflaufphase Wuchshemmungen und in Einzelfällen auch Ausdünnungen möglich sind. Blattaufhellungen an den jungen Rapspflanzen werden durch Clomazone verursacht. Diese verwachsen sich in der Regel aber wieder und sind nicht ertragsrelevant.
Da clomazonehaltige Mittel beachtliche Schäden, auch über größere Entfernungen, an empfindlichen Kulturen verursachen können, gelten spezielle Anwendungsbestimmungen, die in den Auflagen NT 114, NT 125 und NT 144 festgelegt sind. Die Auflage NT 114 besagt, dass bei der Anwendung des Mittels ein Abstand von mindestens 5 m zu angrenzenden Flächen, ausgenommen Straßen, Wege, Plätze sowie landwirtschaftlich oder gärtnerisch genutzte Flächen ohne Kulturpflanzbestände, eingehalten werden muss. In den darauf folgenden 20 m muss die Anwendung mit einem verlustmindernden Gerät erfolgen, das der Abtrift- Minderungsklasse 90 % entspricht.
NT 144 schreibt vor, dass die Mittel mit einem Wasseraufwand von mindestens 300 l/ha in einer Breite von mindestens 20 m bzw. auf den vorgeschriebenen Abstand zu angrenzenden Flächen folgend, mit einem verlustmindernden Gerät der Abtriftminderungsklasse 90 % erfolgen muss. Die Behandlung der restlichen Fläche muss mit Düsen der Abtriftminderungsklasse 75% durchgeführt werden.
Weiterhin muss bei zu erwartenden Tageshöchsttemperaturen von über 25° C, gemessen an einer geeigneten Wetterstation, die Anwendung auf kühlere Abendstunden mit Temperaturen unter 25° C verlegt werden.
Details verbergen für Früher Nachauflauf als StandardFrüher Nachauflauf als Standard
Im frühen Nachauflauf können ab dem vierten Tag bis ca. 3 Wochen (max. Keimblattstadium der Unkräuter) nach der Saat Klettenlabkraut und Kamille mit 2,0 l/ha Butisan Top sicher bekämpft werden. Der optimale Spritztermin liegt bei Sichtbarwerden der Drillreihen. Auf mittleren Böden und bei feuchten Bedingungen kann die Aufwandmenge auf 1,5 l/ha (1,25 l/ha) gesenkt werden. Eine Teilwirkung gegen Hirtentäschel ist bei einem sehr frühen Bekämpfungszeitpunkt und bei voller Aufwandmenge gegeben.
Verspätete Anwendungen und oder zu stark reduzierte Aufwandmengen zeigen sich an der nachlassenden der sonst sicheren Kamillewirkung.
Um die Gräserwirkung zu komplettieren, kann, sofern die Gräser aufgelaufen sind, ein Spezialmittel zugegeben werden.
Details verbergen für Neues Produkt für Herbst und FrühjahrNeues Produkt für Herbst und Frühjahr
Wenn der Zeitpunkt für Butisan oder Butisan Top verpasst ist, wenn also die Unkräuter schon zu groß sind, konnte bislang Pradone Kombi als Notbremse eingesetzt werden. Hier ist die Zulassung endgültig Ende 2004 ausgelaufen. Restbestände können noch bis Ende Dezember 2006 aufgebraucht werden.
Das nunmehr zugelassene Effigo (Clopyralid + Picloram) bietet die Möglichkeit zu einem späteren Zeitpunkt im Herbst oder nach Vegetationsbeginn im Frühjahr Kamille, Klette, Kornblume und Distelarten zu bekämpfen. Die Aufwandmenge beträgt 0,35 l/ha. Die Wirkung gegen Klette bis zu einer Wuchshöhe von 10 cm ist bei der Frühjahranwendung am besten.
Aufgrund der geringen Wirkungsbreite wird dieses Produkt nur in Ausnahmefällen solo eingesetzt. Vielmehr bieten sich Möglichkeiten in einer Spritzfolge z. B. mit Treflan oder Cirrus als Vorlage. Bleibt natürlich noch abzuwarten, wie sich diese Spritzfolgen vom Preis her rechnen lassen.

Uebersicht1.pdf

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